Vater sein 2.0: „Stay at home Dad“ – Ein Gastbeitrag von Manuel Baier

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Bild: Tony Alter / Flickr / CC BY-SA 2.0

oder: Macht als Hausmann das Vater sein Spaß?

Wenn mir vor einigen Jahren jemand erzählt hätte, dass ich mich quasi hauptberuflich, aber ehrenamtlich, als Stay At Home Dad (SAHD) um unsere Kinder kümmern würde, hätte ich ihn ausgelacht. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Mein Name ist Manuel, bin 36 Jahre alt und lebe im Ausland.

Die letzten Jahre im Schnelldurchlauf:

Ich lebe und arbeite seit 2004 in Irland. Hier habe ich auch meine Frau kennengelernt, die Irin ist. Wir heirateten, sie wurde schwanger. Zwischendurch bekam sie ein Jobangebot aus den USA. Unsere Tochter wurde in Irland geboren und als sie 7 Wochen alt war, zogen wir in die USA. Nach nicht ganz zwei Jahren bekam meine Frau ein besseres Jobangebot in Irland. Also hieß es wieder erneut: Taschen und Umzugskartons packen. Zu diesem Zeitpunkt wurde meine Frau auch noch wieder schwanger mit unserem Sohn, der letztes Jahr dann zur Welt kam.

Der Entschluss, die Kinder Zuhause zu hüten

Die Gründe warum ich ein SAHD bin sind verschieden. Bei unserer Tochter half die Einwanderungsbehörde und das Visastatus meiner Frau nach (ich durfte in den USA nicht arbeiten). Bei unserem Sohn war die finanzielle Situation ausschlaggebend. Die Kosten für die Kita in Irland sind enorm. Bei zwei Kindern voll Tags summiert sich das auf fast 2.000 Euro monatlich. Ein ganzes Monatsgehalt wird zusammen mit den Kindern in die Kita getragen. Auch wollten wir die Enkelkinder nicht den Schwiegereltern aufdrehen, da beide bereits etwas älter sind. Das Gehalt meiner Frau bei weitem besser als meines war, wechselten wir erneut die Rollen. Nach dem Ende der Schwangerschaftsurlaubs, unser Sohn war gerade etwas mehr als fünf Monate alt, schwang ich wieder Kochlöffel, Staubwedel und Windeln.

Ich werde oft gefragt, wie ich als SAHD zurechtkomme. In den USA sagte ich stets: Ich habe den besten Job, sitze den ganzen Tag auf der Couch und schaue ESPN (Sportsender). Hier in Irland sage ich nunmehr: Meine Tochter bedient die Waschmaschine, spielt mit ihrem Bruder und ich mache den Rest. Beide Aussagen sind eher witzig gemeint und stimmen so natürlich nicht. Man(n) ist die ganze Zeit auf den Beinen und meistens vom Nachwuchs umgeben. Privatsphäre ist ein Fremdwort. Ich dusche mit einem Kind in der Babywippe oder dem Laufstall, während unsere Tochter entweder spielt oder malt. Es kam aber auch schon vor, dass ich aus der Dusche kam und plötzlich zwei Kinder und ein Teddy im Bad saßen. Der Gang zur Toilette sollte so schnell wie möglich abgeschlossen sein, da die Toleranz alleine im Laufstall nicht lange andauert. Hausarbeit wird meist mit unserem Sohn auf dem Arm verrichtet (abgesehen vom Kochen, das ist bisschen unpraktisch).

Jeder definiert Vater sein anders

Manchmal stellen mir Außenstehende auch die Frage, ob ich ein Problem damit habe, dass meine Frau das Geld nach Hause bringt und nicht ich, wie es bei der klassischen Rollenverteilung üblich wäre. Nein, warum auch!? Wir sind im 21. Jahrhundert und müssen nicht mehr jagen oder sammeln. Es gibt Tage, da beneide ich sie jedoch, dass sie zum Beispiel auf der Toilette die Tür abschließen kann. Eine andere Frage ist, ob ich denn meine Arbeit vermissen würde. Momentan eher nein, aber Dolly Parton (amerikanische Country-Sängerin) beschreibt es bestens in ihrem Song „9 to 5”: Ich ziehe den Wickeltisch dem Schreibtisch vor.

Kommt euch dieses Familienmodell bekannt vor? Gibt es mehr Hausmänner, die aus Überzeugung und gerne bei den Kindern Zuhause sind? Teilt uns eure Erfahrungen mit!

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